Wenn Worte nicht ausreichen, um auszudrücken, was ausgedrückt werden muss, dann ist es Zeit für neue Begriffe. Die Bewegung und die Idee des Degrowth, einer radikalen Abkehr vom Leitbild des Wachstums, finden immer mehr Anhänger_nnen. Ein Handbuch stellt nun 53 Begriffe aus dieser internationalen Debatte näher vor. Das Buch beginnt mit einem wirklich guten und lesenswerten Essay der Herausgeber_innen, in dem sie die verschiedenen Bedeutungen von „Degrowth“ gut auffächern.
Danach ist es in vier Abschnitte unterteilt. Im ersten werden die Grundlagen des Degrowth-Gedankens, wie etwa Umweltgerechtigkeit oder Entwicklungskritik, vorgestellt, im zweiten dann einzelne Aspekte, Konzepte und Theorien, wie Commons, Fürsorge, Grenzen des Wachstums, Peak-Oil, Utopie oder Wachstum vorgestellt). Im dritten Teil geht es um Handeln, Utopien und Alternativen. Hier finden sich Begriffe wie Bürgergeld, Occupy und ziviler Ungehorsam. Der letzte Teil enthält nur vier Stichworte und will Bündnisse und Akteure vorstellen. Etwas arg zusammengewürfelt stehen hier Einträge zu Buen Vivir, Economy of Permanence, Feministische Ökonomie und Ubuntu.
Die Herausgeber des Buches leben und forschen in Spanien und die Autor_nen dieses „Lexikons“ stammen alle aus einem internationalen, akademischen Kontext. So sind die allesamt aus dem englischen übersetzten Beiträge in einem arg wissenschaftlichen Duktus geschrieben und alle angegebene Literatur ist international, was der deutschsprachigen Leserin dann nur sehr begrenzt etwas nutzt. Auch die Zuordnung der Einträge ist nicht immer ganz plausibel. So hinterlässt dieses „Handbuch für eine neue Ära“ einen mehr als zwiespältigen Eindruck. Es dokumentiert – unfreiwillig? – die Schwächen des Ansatzes, die vor allem in viel – sicherlich auch notwendiger – Theorie und wenig konkreter Aktion und Praxis bestehen.
Bernd Hüttner
Giacomo D`Alisa, Federico Demaria, Giorgos Kallis (Hrsg.): Degrowth. Handbuch für eine neue Ära, oekom Verlag, München 2016, 300 S., 25 EUR