Resistance is a Radio Star

Der wirklich interessante Dokumentarfilm Sachamanta über den Kampf um Land von KleinbäuerInnen in Argentinien läuft dieses Jahr noch einmal in Berlin im Freien Neukölln (Pannierstraße 54) am 9. 12. um 20:30 Uhr. Die MacherInnen verbinden die Vorführung mit einem Crowdfunding-Aufruf um einen Nachfolgefilm zu drehen, der die Rückkehr der hier aufgezeichneten Zuschauerreaktionen  zu den kämpfenden Menschen in Argentinien behandelt.

Sachamanta nimmt Sie mit in den Norden Argentiniens. In der Region Santiago del Estero haben sich die Campesinos von großen Konzernen wie Monsanto nie die Butter vom Brot nehmen lassen. Im Kampf gegen das Landgrabbing lautet das Erfolgsgeheimnis der Indigenen: Kommunikation! 

Die Campesinos haben eine eigene mediale Macht aufgebaut. Fünf UKW-Stationen senden über die karge Weite, ermöglichen den unzensierten Austausch von Informationen und die Koordinierung der Gegenwehr. Wird nun jemand seines Landes beraubt, erscheinen bald darauf tausende Genossinnen und Genossen und reißen die neuen Zäune nieder. Wird jemand eingeschüchtert oder bedroht, dann versammeln sich viele Menschen der Bewegung, um Schutz zu geben. Die Stationen klären die Bevölkerung über ihre Rechte auf und sie machen den Menschen viel Mut.“

Auffällig ist hier, dass der zentrale Punkt zur Widerstandorganisation das Aufbauen/Aneignen von eigenen Informationsmitteln – in diesem Falle Radios – war. In Deutschland geht es heute selbstverständlich nicht darum, auf weiter Fläche verstreute Menschen zusammenzubringen, im Gegenteil sind die Kommunikationsmöglichkeiten potentiell gewaltig. Tatsächlich ist die Frage innerlinker, widerständiger Kommunikation hochaktuell. Dies meint nicht so sehr die Insolvenz der linksliberalen (wasdasauchimmerheissenmag) Frankfurter Rundschau, sondern vielmehr das drohende Ende von indymedia, der größten unabhängigen Internetplattform als auch die jüngst von Nadir angestoßene Debatte um die extensive Nutzung von kommerziellen Informationsmitteln, über die man keinerlei Verfügungsgewalt hat.

Die Debatte über die Verfügung über die sogenannten Sozialen Netzwerke, Menschen verbindende und deren soziale Onlineverhältnisse strukturierende Kommunikationsinfrastrukturen, die zugleich möglichst wenig Angriffsfläche für staatliche Repression bieten, ist angesichts einer immer weiter in Teilbereichskämpfe zersplitternden Linken angebracht. Die Herangehensweise der Campesinos könnte inspirierend sein, auch wenn die technische Umsetzung vermutlich keine Radios sein werden. Derzeit bemühen sich in Akademia angesiedelte Informatiker um diese Perspektive, mit offenem Ausgang was ihre Absorption durch Markt und/oder Staat angeht: Safebook startete als Open Source- und peer-to-peer-Alternative zu facebook an der TU Darmstadt und ist jetzt Teil von MatchUpBox, eines größeren Venture Capital-Projekts:

Durch die Verbindung von Open Source und peer-to-peer liegt da informationelle Selbstbestimmung schon im Softwaredesign und nicht erst in den Einstellungen der BenutzerInnen und der Selbstverpflichtung des Betreiberkonzerns. Quelle: mois-Blog

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