Kritische Wissenschaft in der unternehmerischen Hochschule

Clemens Knobloch kritisiert in seinem absolut lesenswerten Buch „Wir sind doch nicht blöd! Die unternehmerische Hochschule“ die Implikationen und Paradoxien der neuen Macht-Architektur, welche die Hochschulreform der letzten Jahre kennzeichnen. Wie sieht sie Knobloch folgend also aus, „die Effizienz im Wanderland einer Universität, die nun endlich autonom und ohne staatliche Detailvorgaben operiert“? Als zentral beschreibt er einen Imperativ der Verdatung. Bevor ein Institut hinsichtlich seiner „Leistungsparameter“ gut da stehen kann, muss es gründlich vermessen werden. Bibliometrisch zum Beispiel, oder hinsichtlich eingeworbener Drittmittel. Knobloch beschreibt sehr anschaulich das permanente Qualitäts-Tribunal der Hochschullandschaft und die neu etablierte „Pädagogik der Rangliste“ (2010: 170). Die Botschaften, die sich mit dieser „Kontrollsemantik“ verbindet, ist klar. Erstens: Stelle dich dem Vergleich! Zweitens: Mobilisiere und optimiere dich – permanent!

Uli Brand beschreibt in seinem Artikel „Bedingungen und Möglichkeiten kritischer Wissenschaft“, was dieses neue Regime für Auswirkungen hat:

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grün, offen, effizient

Das große Unternehmen sich mit grüner Imagefarbe anstreichen, passiert seit geraumer Zeit recht häufig. Auch Facebook hat nun mit Unterstützung vom Open Compute Projekt sein Rechenzentrum nach ökologischen Kriterien optimiert. Das Web-Unternehmen lässt sich dazu gleich noch einen gemeinnützigen Anstrich verpassen: die Einsparungserkenntnisse werden unter einer Open Source Lizenz öffentlich gemacht, „to collaborate with the entire industry“… Selbstverständlich ist dass das Ganze auch ökonomisch effizient.

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Studieren für Geld – britische Bildungspolitik im Reformsog

Der folgende Artikel ist der Le Monde diplomatique entnommen und fasst die Debatten und die Kämpfe um die britische  Hochschulpolitik sehr gut zusammen. In diesem Zusammenhang sei auch erneut auf den Reader „Fight back“ verwiesen, der ebenfalls die Kämpfe gegen die Studiengebühren zum Thema hat.

von David Nowell-Smith, aus: Le Monde diplomatique Nr. 9442 vom 11.3.2011

 

Während die anderen Studenten mit ihren Familien beim Weihnachtsbraten saßen, verbrachte Julian Howard mit fünf Kommilitonen die Feiertage in einem ungeheizten Sitzungszimmer des Senats der Universität Kent. Seit das britische Unterhaus am 9. Dezember 2010 beschlossen hat, die Studiengebühren zu erhöhen, hielten die Studenten das Gebäude besetzt. Bis zu 9.000 Pfund Sterling (etwa 10.500 Euro) (1) können die britischen Universitäten zukünftig für ein Studienjahr verlangen.

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Internationale Aktionstage für Saatgut-Souveränität

– gegen die neue Saatgut-Gesetzgebung der EU. Am 17. und 18. April 2011 in Brüssel

Für die Vielfalt des Saatgutes in den Händen von BäuerInnen und GärtnerInnen setzen sich in Europa zehntausende Menschen ein. Sie wollen damit die Grundlage der Ernährung bewahren. Dagegen steht die Saatgutindustrie. Sie will letztendlich weltweit die Kontrolle über das Saatgut ausüben. Gentechnik, Patente auf Pflanzen und Tiere sowie die Einführung von Nachbaugebühren haben den Menschen die Augen dafür geöffnet. Dazu kommen die Terminatortechnologie, die die Fruchtbarkeit von Samen zerstören soll, und Verbote bäuerlicher Sorten.

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Privatisierung Made in USA

Die aktuellen Auseinandersetzungen um das republikanische Union-Busting in Wisconsin und anderswo sind mittlerweile weithin bekannt. Paul Krugman verweist in seinem Kommentar in der New York Times  vom 24.2. auf die damit verbundene krasse Politik der autoritären Privatisierung:

And then there’s this: “Notwithstanding ss. 13.48 (14) (am) and 16.705 (1), the department may sell any state-owned heating, cooling, and power plant or may contract with a private entity for the operation of any such plant, with or without solicitation of bids, for any amount that the department determines to be in the best interest of the state. Notwithstanding ss. 196.49 and 196.80, no approval or certification of the public service commission is necessary for a public utility to purchase, or contract for the operation of, such a plant, and any such purchase is considered to be in the public interest and to comply with the criteria for certification of a project under s. 196.49 (3) (b).”
What’s that about? The state of Wisconsin owns a number of plants supplying heating, cooling, and electricity to state-run facilities (like the University of Wisconsin). The language in the budget bill would, in effect, let the governor privatize any or all of these facilities at whim. Not only that, he could sell them, without taking bids, to anyone he chooses. And note that any such sale would, by definition, be “considered to be in the public interest.

Tagung „Privatisierung – Idee, Ideologie und Praxis seit den 1970er Jahren“ – Ein Bericht

Die Tagung im Center Geschichte des 20. Jahrhunderts in Jena fand vom 9. bis zum 11.12.2010 statt und stand im Zeichen jener globalen Kontroverse um das Verhältnis von Staat und Gesellschaft, welche in den 1980er-Jahren an Dynamik gewann und in deren Verlauf bis dato gültige Ordnungsvorstellungen grundlegend transformiert wurden. In dieser Zeit wurden die Weichen in Richtung mehr Markt und mehr Individualismus gestellt und dieser Umbruch prägt die Entwicklung bis in unsere Gegenwart. Mehr lesen

… und täglich wird die Eigentumsfrage gestellt

Gemeinhin werden vor allem die Landaufkäufe von Banken und anderen InvestorInnen in anderen Teilen der Welt wahrgenommen. Ähnliche Prozesse laufen aber auch in Deutschland ab – auch wenn ihre Konsequenzen noch nicht mit der Gewalt durchbrechen, wie in anderen Teilen der Welt. Auf derartige aktuelle Entwicklungen macht ein Artikel des Nordkurier unter dem Titel „Landnahme der Großinvestoren“ aufmerksam.

Landraub in Äthiopien

Per Regierungsbeschluss wird in Äthiopien ein Landstrich von der Größe Belgiens für die Verpachtung an global operierende Landwirtschaftsindustrieunternehmen freigemacht. Die Bewohner werden mit Staatsgewalt vertrieben. Die Nahrungsmittel werden in reiche Staaten exportiert, ein kleiner Teil des Profits geht als Pacht an die nationale Elite.  Mehr lesen (in englischer Sprache: BBC, 16.12.2001)

Berliner Volksbegehren erfolgreich

In dieser Woche endet die Frist für die Sammlung des Volksbegehren des Berliner Wassertischs zur Offenlegung der Geheimverträge mit veolia und RWE.  Die Hürde von 172.000 Unterschriften ist aber bereits am vergangenen Wochenende übersprungen worden. Die Sammlung läuft noch bis zum Mittwoch, 27.10.2010.

1999 wurden die Berliner Wasserbetriebe zu 49,9 Prozent teilprivatisiert. Unter anderem um die Gewinngarantien an die Privaten zu verheimlichen, veröffentlichte die damalige große Koalition aus CDU und SPD den Vertragstext nicht. Der Wassertisch will mit dem Volksbegehren die Offenlegung der Verträge per Gesetz erreichen. Die Kampagne richtet sich zudem gegen die steigenden Wasserpreise und setzt auf eine Aufhebung der Teilprivatisierung und eine Rekommunalisierung der Wasserbetriebe. Ein wichtiger Schritt hierzu ist die mit dem Volksbegehren angestrebte Offenlegung der Verträge.

Mehr Infos zum Volksbegehren über die Offenlegung der Teilprivatisierungsverträge bei den Berliner Wasserbetrieben.

Mal wieder: Privatisierungswelle in Russland angekündigt

Privatisierungsschübe in Russland sind immer wieder Thema – vgl. die kurze Geschichte der Privatisierung in Russland des postmodern-neoliberalen Wirtschaftsmagazins Brand eins, am Beispiel einer Keksfabrik, oder die Analyse der sozialen Konsequenzen der Privatisierung in Russland aus der Bundeszentrale für politische Bildung. Jetzt sind wieder Privatisierungen angekündigt. Die Regierung will Minderheitsanteile an zehn bedeutenden Staatskonzernen veräußern und dabei knapp 23 Mrd. Euro einnehmen. Mehr lesen

WestLB: Privatisierung auf Druck der EU

AktivistInnen „überfallen“ Deutsche Bank in der Kölner Innenstadt +++ Bankangestellter „übergibt“ Geldkoffer an AktivistInnen +++ Geldscheine fliegen durch die Luft +++ Protest richtet sich gegen die europaweiten Sparmassnahmen in Solidarität mit den kämpfenden Menschen in Griechenland +++ Polizei sucht erfolglos nach vermeintlichen Bankräubern +++ Mehr lesen +++ Friedrich Merz (CDU) soll einen Käufer für die WestLB finden +++ Bis spätestens Ende September Bieterverfahren für die Landesbank +++ Mehr lesen