Freiheit durch Dezentralität

Die Bedeutung der sozialen Netzwerke im Internet für die Revolutionen in der arabischen Welt konnte in den vergangenen Wochen jeder mitverfolgen. Allerdings auch die teilweise erfolgreichen Versuche, die tendenziell zentralisierten Serverdienste hinter diesen Netzwerken aus aufstandsbekämpfungstechnischen Gründen abzuschalten. Daher haben jetzt wieder Ansätze Konjunktur, die jedem einen freien, unzensierten und uneingeschränkten Zugang zum Internet und zu sozialen Netzwerken verschaffen wollen. Dieses Ziel hat sich die Freedom Box Foundation gesetzt. Sie will Software für sogenannte Freedom Boxes entwickeln: Kleine private Server, die das Netz wieder dezentralisieren sollen. Die Freedom Boxes sollen nicht nur für einen unzensierten und freien Zugang zum Internet sorgen, sondern auch die entsprechenden dezentralen sozialen Netzwerke liefern, um Nutzern uneingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten zu bieten. Dazu sollen Projekte wie z.B. die freie Facebook-Alternative Diaspora dienen. Mehr lesen

Händitelefonate verschlüsseln für alle!

Seit den Millioneninvestitionen in abhörsichere Handtelefone für die Kanzlerin und ihre Schergen („Merkelphon“) ist die Idee verschlüsselter Händigespräche virulent. „Mittelfristig müssen Anbieter von Gesprächsverschlüsselung vermutlich auf VoIP umstellen, weil die bisher für die Übertragung der Daten genutzte CSD-Technik des GSM-Netzes vom Aussterben bedroht ist. So war aus Kreisen der Kryptofirmen zu hören, dass weder Netzbetreiber noch Gerätehersteller ein Interesse an diesem schmalbandigen Verfahren hätten“, so heise.de. Zur Verschlüsselung von VoIP gibts schon Zfone, zwar nicht ganz freie Software, aber – ähnlich wie PGP (im Gegensatz zu GnuPG) – quelloffen und damit vergleichbar sicher. Sichere Software macht besonders Sinn, wenn auch das Betriebssystem und am besten die Hardware keine düsteren Ecken mit sich bringen. Das Linux-Smartphone-Projekt Openmoko macht da immer wieder Hoffnung: golem.de berichtet, dass die deutsche Firma Golden Delicious das GTA04 baut, die 4. Generation des Geräts mit Open-Source-Hardware, für das als Betriebssystem die Linux-Varianten Debian sowie neue Versionen der Distribution Qtmoko, die aus den Distributionen Debian und Qtopia besteht, zur Verfügung stehen. Jetzt nur noch den Standard anpassen und die Linux-Smartphones zum Kryptophon von unten.

Freie Kooperation durch GPL

Wäre FFmpeg, eine freie Multimedia-Bibliothek, nicht Open Source, sondern ein kommerzielles Produkt eines Software- und Systemhauses, wäre das Projekt vielleicht am Ende. Denn auch in Unternehmen kommt es vor, dass Mitarbeiter mit ihrem Chef unzufrieden sind – wie gerade einige Entwickler bei FFmpeg. Allerdings bleibt in der privateigentumsbasierten Produktion dann nur die Kündigung. Wenn so mehrere tragende Säulen einer Entwicklung abspringen, ist unter Umständen die Existenz eines ganzen Projekts gefährdet. In der Open-Source-Welt hingegen kann der frustrierte Entwickler das Projekt einfach mitnehmen und einen sogenannten Fork gründen. Und wenn genug andere Entwickler mitkommen, kann der Fork das ursprüngliche Projekt sogar ersetzen. Das FFmpeg-Projekt wird daher auf jeden Fall weiterexistieren: Ob das Original, der De-facto-Fork oder alle beide, ist momentan noch nicht abzuschätzen. Sicher ist jedoch, dass den Benutzern eine der wichtigsten Multimediabibliotheken erhalten bleibt. Und dass auf der Basis der GPL ganz reale Beispiele „freier Kooperation“ (Christoph Spehr) möglich sind. Mehr lesen

Toter USB-Briefkasten

Filesharing online zu gefährlich? Ein toter Briefkasten ist ein Versteck, das der Übermittlung geheimer Nachrichten dient. Ein toter USB-Briefkasten ist ein im öffentlichen oder halb-öffentlichen Raum fest verankerter oder eingemauerter USB-Stick, über den Daten hinterlegt und ausgetauscht werden können – d.h. file-sharing ohne Datenspur weil offline, dafür local und peer to peer. Die Idee kommt von einem Künstler. Mittlerweile gibt es schon eine Datenbank, über die sich solche „dead drops“ recherchieren und auffinden lassen und einen ersten Berliner dead drop.

Wikipedia-Akademie

Am 19. und 20. November veranstaltet Wikimedia Deutschland in der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main die vierte Wikipedia Academy. Damit führt sie das Konzept der vergangenen Jahre fort: Wikipedia-Community und „Scientific Community“ sollen verstärkt miteinander in Dialog treten. Die Wikipedia ist als ein zentrales Medium aus der modernen Wissenschaftskommunikation kaum noch wegzudenken. Nun gelte es, das öffentliche Verständnis für Prozesse kollektiver Wissensdarstellung zu verbessern, Wikipedia als Plattform für den Dialog mit einer großen, interessierten Öffentlichkeit weiter zu etablieren und die Akzeptanz der freien Enzyklopädie und ihrer Schwesterprojekten weiter zu erhöhen. Rund um die Idee Freien Wissens und Wissensvermittlung werde es z.B. um Qualitätssicherung, Open Access, Freie Lizenzen und Wikipedistik gehen. Mehr lesen

OpenOffice jetzt LibreOffice – und nicht nur frei, sondern auch unabhängig

Der Software-Konzern Oracle will die Namensrechte der freien Bürosuite OpenOffice nicht an das Communityprojekt Document Foundation weitergeben. Letztere will die Software unabhängig vom Konzern und dessen Geschäftsinteressen weiterentwickeln. Daher heißt das Community-Office-Paket jetzt LibreOffice und wird als solche z.B. auch in künftigen Ubuntu-Distributionen enthalten sein. Damit ist die Spaltung des Projekts vollzogen. Mehr lesen

Berlin/Twiter: Der U-Bahn-Blitzer

Die U-Bahn ist zu teuer. So einfach ist das. Eine konsequente Stadtplanungspolitik gibt nicht Millionen für neue Autobahnen aus und lässt zu, dass die Ticketpreise stetig steigen, das Sozialticket wegfällt, Hunde, Fahrräder, Kinder und vieles mehr extra bezahlt werden muss. Zwei Stunden nur in eine Richtung fahren? Soll jeder Fahrgast seinen Weg mit dem Zirkel rekonstruieren? Jetzt ist die BVG mit rekonstruieren dran: Denn nicht nur der Senat ist schuld: Die Kontrolleure sind ein Zumutung: Unfreundlich, arrogant und abstoßend. Alleine denen aus dem Weg zu gehen ist Grund genug. Darum: So lange Schwarzfahren bis die Bahn ihre Preise auf ein erträgliches Niveau senkt!

So heißt es auf Ublitzer.de, dem Versuch einen Twitter-Tag #ublitzer zu starten, wo in Echtzeit laufende Kontrollen im ÖPNV gemeldet werden – wie in den Blitzerberichten der diversen Radiosender für die Autofahrer. Einziges Manko: Teilnehmen kann nur, wer ein internettaugliches mobiles Gerät sein eigen nennen und sich die Netzgebühren für mobiles Internet leisten kann…

OpenSolaris jetzt Illumos

Bei Oracle, Sun und dem Betriebssystem Solaris ist gerade sehr schön zu beobachten, was passiert, wenn offener Code privatisiert und die nicht-kommerzielle Community ausgesperrt wird: Dann macht sie es eben selbst. Nachdem die Distribution von OpenSolaris seitens des Software-Konzerns Solaris faktisch eingestellt worden war und die Veröffentlichung von Quellcode nur noch der Binärdistribution von Solaris folgen sollte, hatte die OpenSolaris Communitiy das Projekt Illumos ins Leben gerufen. Denn nach Ansicht der Entwickler hatte sich der Konzern nicht an seine Versprechen oder die von Sun, der ursprünglichen Entwicklerfirma und mittlerweile von Oracle aufgekauft, bezüglich einer gemeinsamen Entwicklung des Projekts gehalten.(1) Illumos will auch bisher proprietäre Teile des Betriebssystems offen und frei nachbauen. Enthusiastisch formuliert: Im Kosmos von Teilen statt Tauschen führt Abschließung zu mehr Offenheit.

Commonistischer Blick in den Weltraum

Das Distributed-Computing-Projekt Einstein@home erzielte kürzlich einen Erfolg: Teilnehmer des Projekts entdeckten erstmals einen bisher unbekannten Pulsar. Bisher waren bei Einstein@home, das ein Drittel seiner Rechenzeit der Suche nach Pulsaren widmet, lediglich bereits bekannte Pulsare „wiederentdeckt“ worden. Da jede „Workunit“ – darunter versteht man beim Distributed Computing zu analysierende Datenpakete – aus Gründen der Verlässlichkeit an zwei Teilnehmer verschickt und die Ergebnisse verglichen werden, gab es auch zwei Teilnehmer-Accounts, denen die Ehre der Entdeckung zufällt. Es handelt sich dabei um Chris und Helen Colvin aus dem US-amerikanischen Iowa und den Musikinformatik-Studenten Daniel Gebhardt von der Universitaet Mainz. Ein ähnliches verteiltes Projekt ist SETI@home (Search for extraterrestrial intelligence at home, englisch für „Suche nach außerirdischer Intelligenz zu Hause“), das sich mit der Suche nach außerirdischem intelligenten Leben befasst. Mehr lesen