Die Flächen interessieren Alle

emmer_weizen_1
Franziska Frielinghaus
Juli 2012

Landgrabbing wird vom allgemeinen Verständnis her in Afrika und Südamerika verortet. Flächen werden zur Agrarnutzung in großen Mengen aufgekauft – von Unternehmen, von Staatsregierungen. Mit dem Anbau von Monokulturen wie Soja und Raps wird die Produktion für Tierfutter, Lebensmittel und Biosprit realisiert. Perspektivisch soll die Ernährung der eigenen Bevölkerung gesichert werden – auf Kosten derer, die bereits in den begehrten Landstrichen leben und arbeiten. Aber die Auswirkungen des neoliberalen Kapitalismus, lassen sich auch vor der eigenen Haustür und im aktuellen Fall vor den Toren Berlins beobachten.

Der Verein Ökologischer Landbau Bienenwerder e.V. bei Müncheberg, Märkisch Oderland meldet:

Seit drei Jahren sind wir, der Organische Landbau in Bienenwerder  dem konstanten Druck der Existenzgefährdung durch die Landvergabepolitik in unserer Region ausgesetzt. Und nun wurden wieder anliegende Flächen, die für diesen Hof wichtig sind, zum Verkauf ausgeschrieben (Quelle: Bündnis jungen Landwirtschaft).

Weiterlesen

Diagnose Gesundheitssystem

lux_argu_GesundheitSich zu Geburtstagen und zum neuen Jahr Gesundheit zu wünschen, ist allgemein üblich – und in der BRD heutzutage leider auch bitternötig, wenn das eigene Einkommen im unteren und untersten Niveau angesiedelt ist. Das lesenswerte Heft „Gesundheit ist eine Ware“ von Nadja Rakowitz, herausgegeben von der Rosa Luxemburg Stiftung, setzt sich mit der aktuellen Gesundheitspolitik, deren Mythen und der Klassenversorgung auseinander.

Soziale Ungleichheit fördert Krankheit. Je geringer die sozialen Differenzen innerhalb der Gesellschaft sind, desto besser ist die soziale und gesundheitliche Situation aller. Armut erhöht das Krankheitsrisiko massiv und kann einen großen Teil der gesundheitlichen Ungleichheit in der Bevölkerung erklären“. Gesundheit ist ein Ware, 33

Geschuftet und doch nichts auf Tasche

Türken in Hamburg  1204710011
Heinrich Klaffs

Altersarmut ist auf diesem Blog kein neues Thema. Dennoch soll ein Aspekt Erwähnung finden, der bisher unter den Tisch gefallen ist: Gastarbeiter_innen sind dreimal öfter von Altersarmut betroffen als Rentner_innen nicht-migrantischer Herkunft. Die Hans Böckler Stiftung hat bei einer Untersuchung herausgefunden, dass

Gastarbeiter […] oft wenig verdienten und stark von Arbeitslosigkeit betroffen waren. So waren 2011 in Deutschland 41,5 Prozent der Ausländer über 65 Jahren von Altersarmut bedroht, 12,7 Prozent bezogen Grundsicherung. Unter den Senioren mit deutscher Staatsangehörigkeit waren nur 2,1 Prozent darauf angewiesen.

Weiterlesen

„Minderleistung“ als soziale Kategorie

arm-trotz-arbeitIm Rahmen der staatlich verordneten „Bürgerarbeit“ wird die Kategorie der „Minderleistung“ wirksam. Den Auswirkungen dieser Praxis widmet sich die von der RLS im Rahmen ihrer Projektförderung geförderte Studie „Bürgerarbeit – Teil der großen Umverteilung?“. Wolfgang Richter und Irina Vellay zeigen auf der Basis ihrer empirischen Untersuchung der Bürgerarbeit in der Stadt Dortmund:

Das Feld der Programmbeschäftigung hat sich im Zuge der Untersuchung als hoch umkämpfte strategische Schlüsselauseinandersetzung für die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen und der sozialen Verfasstheit der Gesellschaft herauskristallisiert. Die Bruchlinie teilt die Menschen in „Leistungserbringer/innen“ und in „Minderleister/innen“. Damit wird ein weiter Rahmen aufgemacht, um das Problem der „Überflüssigkeit“ gesellschaftlich zu bearbeiten. Die Anstrengung gilt einer Optimierung der Belegschaften als aktivem Arbeitskräftepotenzial, in dem alle „Minderleister“ ausgemerzt sind. Erwerbstätige Leistungserbringer/ innen werden erwerbstätigen und arbeitslosen Minderleister/innen hierarchisch gegenübergestellt.

Read more | ›››