Patient_innen machen Krankenhäuser gesund

Krankenhaus
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Bereits am Dienstag war in der Berliner Zeitung zu lesen, dass Fresenius weitere Anteile der Rhön-Kliniken gekauft hat. Damit kommt der Medizinkonzern seinem Ziel von 91% und der Stimmenmehrheit über alle wichtigen Beschlüsse hinsichtlich der Geschicke der Klinik näher. Gleich auf der nächsten Seite erklärt die Zeitung, warum Patient_innen Faktoren zur Steigerung des Profits sind:

Drei Buchstaben aus Übersee, DRG, haben, wie ein Ministerialbeamter zur Jahrtausendwende sagte, „die revolutionärste Veränderung im Krankenhausbereich aller Zeiten“ eingeleitet. DRG steht für Diagnosis Related Groups (zu deutsch: Fallkostenpauschale) (Berliner Zeitung, 19.6.2012).

Das bedeutet, dass nach Alter, Geschlecht, Haupt- und Nebendiagnose geschaut wird und demnach ein Preis für eine „angemessene“ Behandlung ermittelt wird. Wie und was behandelt wird, entscheidet sich an der finanziellen Lukrativität für das Krankenhaus.

Die Amerikaner hätten keine guten Erfahrungen mit dem System gemacht, erklärt Steffie Woolhandler, Professorin an der City University von New York. „Das DRG-System war nicht erfolgreich bei der Kontrolle der amerikanischen Krankenhauskosten. Zwar sank die Aufenthaltsdauer der Patienten deutlich, aber das hat die Kosten nicht gesenkt, weil die Krankenhäuser stetig die Zahl der Leistungen pro Tag erhöht haben.“ Patienten seien kränker gemacht worden, als sie tatsächlich waren, um mehr Geld zu verdienen. Sie rät von dem System ab.

In dem Beitrag Gewinnmaximierung oder Ethik auf diesem Blog ist nachzulesen, wie sich die Zielvereinbarungen, die Ärzte und Ärztinnen unterschreiben müssen, und die damit verbundene massive Erhöhung der Arbeitsdichte negativ auf das Wohl der Patient_innen auswirken und Gesundheitsrisiken bis hin zum Tod bedeuten.

In dem Artikel in der Berliner Zeitung ist weiter zu lesen, dass der Präsident der Berliner Ärztekammer Günther Jointz das System zwar kritisiert, aber doch nur verbessern und nicht etwa wieder abschaffen will:

Früher haben die Krankenhäuser die Patienten einfach länger im Haus behalten, um mehr Geld einzunehmen und damit ineffiziente Strukturen bezahlt. Heute arbeiten die Häuser deutlich wirtschaftlicher. Womöglich zu wirtschaftlich.

Alles andere würde ja auch bedeuten, die Krankheit Kapitalismus abzuschaffen.

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